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Landesweite Gegenwehr
von : Aaron Meinhard

14 Nov 2014 | Um die Lear-Fabrik im Norden von Buenos Aires hat sich ein massiver Kampf gegen Bosse, Polizei, Regierung und Gewerkschaftsbürokratie entwickelt. Ende Mai nutzte der US-amerikanischer Automobilzulieferer Lear Einbrüche in der argentinischen Automobilproduktion als Vorwand um etwa 200 KollegInnen zu beurlauben. Nur wenig später wurden 100 (...)
Landesweite Gegenwehr

// Seit fünf Monaten kämpfen ArbeiterInnen des US-amerikanischen Automobilzulieferers Lear in Argentinien gegen Entlassungen und Repressionen. //

Um die Lear-Fabrik im Norden von Buenos Aires hat sich ein massiver Kampf gegen Bosse, Polizei, Regierung und Gewerkschaftsbürokratie entwickelt.
Ende Mai nutzte der US-amerikanischer Automobilzulieferer Lear Einbrüche in der argentinischen Automobilproduktion als Vorwand um etwa 200 KollegInnen zu beurlauben. Nur wenig später wurden 100 ArbeiterInnen gekündigt, weitere kamen in Kurzarbeit oder wurden ebenfalls beurlaubt.

Da diese Massenentlassungen in erster Linie ein Versuch waren, die kämpferischen KollegInnen im Betrieb hinauszudrängen und zu bestrafen, formierte sich rasch Gegenwehr. Ende Juni entschied eine Versammlung der ArbeiterInnen, für drei Stunden zu streiken. Als weitere Streikaktionen für die kommende Woche geplant wurden, hinderte die Geschäftsleitung die gewählten Delegierten daran, den Betrieb zu betreten.

Darauf folgte eine Ausweitung der Maßnahmen seitens der Beschäftigen. Gemeinsam mit solidarischen KollegInnen und AktivistInnen organisierten sie Demonstrationen, Autokorsos und Blockaden der Panamericana, der wichtigsten Autobahn des Landes.
Am 8. Juli fand ein erster landesweiter Aktionstag statt, in ganz Argentinien gab es Demonstrationen und Blockaden für die ArbeiterInnen von Lear. Zwei Wochen später versuchte die rechte Bürokratie der Gewerkschaft der Automobilindustrie SMATA unter ihrem Vorsitzenden Ricardo Pignanelli – der über ausgezeichnete Kontakte zur Regierung verfügt – den Kampf zu enthaupten. In einer „Versammlung“, die von der Polizei umzingelt wurde, wurden die Delegierten der Belegschaft, die klassenkämpferische Positionen vertreten oder der Partei Sozialistischer ArbeiterInnen (PTS) angehören, „abgewählt“.

Unfall vorgetäuscht

Am 30. Juli sprengte der Kampf endlich die nationalen Grenzen. Bei einem Autokorso warf sich ein Gendarm gegen die Windschutzscheibe eines Autos, um einen Unfall vorzutäuschen, damit seine Kompagnons den Fahrer festnehmen konnten. Pech nur für ihn, dass er dabei mit einer Kamera aufgenommen wurde. Das Video verbreitete sich über das Internet in alle Welt. In der internationalen Presse, auch in deutschen Medien, wurde berichtet. Mitte August kam eine Kampfansage der Avantgarde Argentiniens: Ein ArbeiterInnentreffen mit 3.000 TeilnehmerInnen wurde inmitten des Industriegebietes im Norden der Stadt abgehalten. Aufgerufen hatten die KollegInnen von Lear gemeinsam mit den ArbeiterInnen der US-amerikanischen Druckerei Donnelley. Hier vereinigten sich die kämpferischsten Sektoren der argentinischen ArbeiterInnenklasse, um gemeinsam weitere Schritte in Richtung der Wiedereroberung der Betriebsräte und der Gewerkschaften von der Bürokratie zu machen.

Nun begannen massivste Angriffe auf solidarische AktivistInnen und die KollegInnen. Am 14. August entgingen Edgardo Moyano, seit langen Jahren Anwalt der KollegInnen, und Victoria Moyano, eine solidarische Aktivistin, nur knapp einem Anschlag auf ihr Leben. Ein Teil ihres Automotors ist beschädigt, Benzin tritt in großen Mengen aus. Der Mechaniker wird später bestätigen, dass es sich um Manipulation handelt.

Störung im Parlament

Am 10. September stört eine Bande von Pignanellis Schlägern im nationalen Parlament eine Rede des sozialistischen Abgeordneten Nicolas del Caño. Der Vertreter der PTS hatte sich mehrmals klar für die kämpferischen KollegInnen ausgesprochen und an Blockaden teilgenommen. Auch von Seiten der Regierung kam massive Hetze gegen ihn.
Weitere, auch physische Angriffe auf KollegInnen folgen. Einige werden auf ihren Heimwegen von Unbekannten angriffen.Für diese arbeiterInnen-feindliche Politik stützt sich die SMATA auf die Kooperation mit den Bossen und der Regierung, sowie die Einschüchterung ihrer eigenen Mitglieder. Es gibt aber auch privilegierte ArbeiterInnen, mit festen Jobs oder in gehobenen Positionen, die sich von dieser Karikatur einer Gewerkschaft vertreten fühlen.

Am 23. Oktober fand dann wieder ein nationaler Aktionstag statt. Bei erneuten Demonstrationen auf der Panamericana schlug die Gendarmerie voll zu. ArbeiterInnen wurden mit gröbster Gewalt aus ihren Autos gezogen, DemonstrantInnen mit Gummigeschossen teilweise schwer verletzt. Tränengas wurde eingesetzt. Die Bilanz des Tages: Mehr als 20 ArbeiterInnen aus verschiedenen Sektoren, die sich solidarisch zeigen wollten, wurden verletzt.

Ein Beispiel

Der bereits fünf Monate währende Kampf ist ein Beispiel für alle ArbeiterInnen auf der Welt. Ausdauernd und heroisch stellen sie sich gegen die Profitgier des Unternehmens, dass hunderte von Familien während andauernder Inflation auf die Straße setzen möchte. Und obwohl die Herrschenden sie von allen Seiten angreifen, geben sie nicht auf.
Sie entlarven die Heuchelei der Regierung: Cristina Kirchner und ihre MinisterInnen geben sich sonst gerne als besonders leidenschaftliche VerteidigerInnen der einfachen argentinischen Bevölkerung. Doch hier verteidigen sie klar die Interessen von Lear, dem US-Unternehmen.

Es ist ein harter Kampf, dem sich die gesamte Avantgarde der argentinischen ArbeiterInnen angeschlossen hat. ArbeiterInnen aus dem ganzen Land beteiligen sich genauso wie Jugendliche an Protesten und Aktionen. Gerade die GenossInnen der PTS in den Betrieben und Unis kämpfen an vorderster Front für den Sieg der KollegInnen.

 

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