FT-CI

Interview: Zanon ist ein Schützengraben des Klassenkampfes

28/05/2013

Interview: Zanon ist ein Schützengraben des Klassenkampfes

Von Wladek Flakin

Keramikfabrik im Süden Argentiniens steht seit 2002 unter Kontrolle der ArbeiterInnen. Aktivist ist derzeit auf Europa-Rundreise. Gespräch mit Raúl Godoy

Raúl Godoy ist einer der mehr als 400 ArbeiterInnen der Zanon-Fabrik, die auch unter dem Namen “FaSinPat” (“Fabrica sin Patrones”, “Fabrik ohne Chefs”) bekannt ist. Seit 2012 ist er auch Abgeordneter im Parlament der argentinischen Provinz Neuquén.

Wie begann die Geschichte von Zanon als selbstverwaltete Fabrik?

Unser erstes Gefecht bestand darin, unsere Gewerkschaft zurückzuerobern. die damals eine gelbe, also von Unternehmern “gekaufte”, war. Wir mussten uns konspirativ organisieren, konnten aber die Gewerkschaftswahlen gewinnen. Dann mussten wir alle KollegInnen davon überzeugen, dass wir ein Programm brauchen. Wir haben alles in der Vollversammlung diskutiert und entschieden. Wir haben nicht nur die festangestellten KeramikarbeiterInnen verteidigt, sondern auch die prekär Beschäftigten. Unsere neue Gewerkschaftsführung und alle Delegierten waren direkt gewählt und auch jederzeit abwählbar.

Wie kam es zur Betriebsbesetzung?

In der Krise 2001 wurde die Mehrheit der Belegschaft entlassen. Wir hatten die Wahl, entweder Abfindungen zu akzeptieren oder die Arbeitsplätze zu verteidigen. Die Vollversammlung hat schließlich die Öffnung der Geschäftsbücher verlangt, um zu beweisen, dass durchaus Geld vorhanden war.

Es gab einen erfolgreichen 34-tägigen Streik. Die ArbeiterInnen konnten sich überzeugen, dass sie in der Lage waren, Entlassungen zu verhindern – genauso konnten sie auch die Schließung der Fabrik verhindern, die wenige Monate später angekündigt wurde.

Was unterscheidet Zanon von anderen Betrieben in Argentinien, die 2001 besetzt wurden?

Wir wollten nie nur eine auf sich allein gestellte Kooperative werden. Statt dessen forderten wir immer die Verstaatlichung der Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle. Außerdem haben wir eine landesweite Bewegung von “zurückeroberten” Betrieben initiiert, innerhalb derer wir für die Perspektive der Verstaatlichung eingetreten sind. Unser Leitspruch war “Zanon gehört der Bevölkerung”, um zu unterstreichen, dass die Fabrik nicht unser Eigentum war, sondern wir sie in den Dienst der Bevölkerung stellen wollen, vor allem in Hinsicht auf den Bau von Sozialwohnungen.

Wir haben uns mit der Bewegung der Erwerbslosen verbunden, die uns vor allem während der Räumungsversuche verteidigt haben. Wir konnten eine erhebliche Produktivitätssteigerung erreichen und dadurch 170 neue Arbeitsplätze schaffen, die an GenossInnen aus der Erwerbslosenbewegung gingen. Wir haben uns mit der indigenen Gemeinschaft der Mapuche über den Abbau von Tonerde verständigt. Die örtliche Universität hat uns bei der Planung der Produktion geholfen. Wir haben gemeinsam mit kämpferischen Gewerkschaftsgruppen im ganzen Land die Zeitung Nuestra Lucha (Unser Kampf) herausgegeben. Wir wollten von vornherein nicht nur uns selbst retten oder ein “Inselchen des Sozialismus” schaffen. Zanon ist ein Schützengraben des Klassenkampfes.

Wie ist die Lage im Moment?

Es ist oft schwierig für uns als Gewerkschaft, weil immer wieder versucht wird, uns ArbeiterInnen eine Gehirnwäsche zu verpassen, damit wir die Gesetze der AusbeuterInnen anerkennen und das Privateigentum nicht in Frage stellen. Durch den Kampf haben die KollegInnen aber verstanden, dass das Entscheidende nicht das Gesetztesblatt ist, sondern das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen.

Nach zehn Jahren des Kampfes hat die Regierung der Provinz Neuquén im August 2010 beschlossen, die Fabrik zu enteignen. Das war unser Erfolg, denn mit unserem Protest haben wir die bürgerlichen Institutionen in Zugzwang gebracht.

Was ist das Ziel Ihrer Europa-Reise?

Wir haben stets den proletarischen Internationalismus verteidigt und ihn auch in den Statuten der Gewerkschaft der KeramikarbeiterInnen und -angestellten Neuquéns (SOECN) festgeschrieben. Im gegenwärtigen Moment der Krise in Europa erschien uns der Austausch zwischen ArbeiteraktivistInnen besonders wichtig. In Barcelona und Paris konnte ich nicht nur auf großen Veranstaltungen sprechen, sondern auch ArbeiterInnen bei PSA und Goodyear besuchen, die gerade gegen Entlassungen kämpfen. Diese Woche spreche ich auf mehreren Veranstaltungen in Athen und besuche auch die besetzte Metallfabrik in Thessaloniki, die seit mehreren Monaten unter ArbeiterInnenkontrolle steht. Am Samstag bin ich schließlich in Berlin. Wir wollen andere inspirieren.

Veranstaltung mit Raúl Godoy
Samstag, 25. Mai, 18 Uhr

IG-Metall-Haus, Alte Jakobstraße 149
(U-Bhf Hallesches Tor), Berlin

Notas relacionadas

No hay comentarios a esta nota

Periodicos

  • PTS (Argentina)

  • Actualidad Nacional

    MTS (México)

  • EDITORIAL

    LTS (Venezuela)

  • DOSSIER : Leur démocratie et la nôtre

    CCR NPA (Francia)

  • ContraCorriente Nro42 Suplemento Especial

    Clase contra Clase (Estado Español)

  • Movimento Operário

    MRT (Brasil)

  • LOR-CI (Bolivia) Bolivia Liga Obrera Revolucionaria - Cuarta Internacional Palabra Obrera Abril-Mayo Año 2014 

Ante la entrega de nuestros sindicatos al gobierno

1° de Mayo

Reagrupar y defender la independencia política de los trabajadores Abril-Mayo de 2014 Por derecha y por izquierda

La proimperialista Ley Minera del MAS en la picota

    LOR-CI (Bolivia)

  • PTR (Chile) chile Partido de Trabajadores Revolucionarios Clase contra Clase 

En las recientes elecciones presidenciales, Bachelet alcanzó el 47% de los votos, y Matthei el 25%: deberán pasar a segunda vuelta. La participación electoral fue de solo el 50%. La votación de Bachelet, representa apenas el 22% del total de votantes. 

¿Pero se podrá avanzar en las reformas (cosméticas) anunciadas en su programa? Y en caso de poder hacerlo, ¿serán tales como se esperan en “la calle”? Editorial El Gobierno, el Parlamento y la calle

    PTR (Chile)

  • RIO (Alemania) RIO (Alemania) Revolutionäre Internationalistische Organisation Klasse gegen Klasse 

Nieder mit der EU des Kapitals!

Die Europäische Union präsentiert sich als Vereinigung Europas. Doch diese imperialistische Allianz hilft dem deutschen Kapital, andere Teile Europas und der Welt zu unterwerfen. MarxistInnen kämpfen für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa! 

Widerstand im Spanischen Staat 

Am 15. Mai 2011 begannen Jugendliche im Spanischen Staat, öffentliche Plätze zu besetzen. Drei Jahre später, am 22. März 2014, demonstrierten Hunderttausende in Madrid. Was hat sich in diesen drei Jahren verändert? Editorial Nieder mit der EU des Kapitals!

    RIO (Alemania)

  • Liga de la Revolución Socialista (LRS - Costa Rica) Costa Rica LRS En Clave Revolucionaria Noviembre Año 2013 N° 25 

Los cuatro años de gobierno de Laura Chinchilla han estado marcados por la retórica “nacionalista” en relación a Nicaragua: en la primera parte de su mandato prácticamente todo su “plan de gobierno” se centró en la “defensa” de la llamada Isla Calero, para posteriormente, en la etapa final de su administración, centrar su discurso en la “defensa” del conjunto de la provincia de Guanacaste que reclama el gobierno de Daniel Ortega como propia. Solo los abundantes escándalos de corrupción, relacionados con la Autopista San José-Caldera, los casos de ministros que no pagaban impuestos, así como el robo a mansalva durante los trabajos de construcción de la Trocha Fronteriza 1856 le pusieron límite a la retórica del equipo de gobierno, que claramente apostó a rivalizar con el vecino país del norte para encubrir sus negocios al amparo del Estado. martes, 19 de noviembre de 2013 Chovinismo y militarismo en Costa Rica bajo el paraguas del conflicto fronterizo con Nicaragua

    Liga de la Revolución Socialista (LRS - Costa Rica)

  • Grupo de la FT-CI (Uruguay) Uruguay Grupo de la FT-CI Estrategia Revolucionaria 

El año que termina estuvo signado por la mayor conflictividad laboral en más de 15 años. Si bien finalmente la mayoría de los grupos en la negociación salarial parecen llegar a un acuerdo (aún falta cerrar metalúrgicos y otros menos importantes), los mismos son un buen final para el gobierno, ya que, gracias a sus maniobras (y las de la burocracia sindical) pudieron encausar la discusión dentro de los marcos del tope salarial estipulado por el Poder Ejecutivo, utilizando la movilización controlada en los marcos salariales como factor de presión ante las patronales más duras que pujaban por el “0%” de aumento. Entre la lucha de clases, la represión, y las discusiones de los de arriba Construyamos una alternativa revolucionaria para los trabajadores y la juventud

    Grupo de la FT-CI (Uruguay)