FT-CI

Der Bildungsstreik

Hintergründe und Chronik der Ereignisse

22/08/2010

Die aktuelle Bildungsstreikbewegung begann im Sommer 2006 in Berlin, als sich einige SchülerInnen zusammensetzten, um etwas gegen die katastrophalen Zustände an den Berliner Schulen zu unternehmen. Neben der Unterfinanzierung der Schulen war der Hauptkritikpunkt der SchülerInnen die soziale Auslese, die durch das gegliederte Schulsystem stattfindet. Schon im Alter von 10 oder 12 Jahren werden die Kinder auf ihren späteren Lebensweg festgelegt, indem sie bestimmten Schultypen zugewiesen werden. Dabei ist vorgeblich nur die eigene Leistung entscheidend (was die SchülerInnen schon früh auf den harten Konkurrenzkampf auf dem kapitalistischen Arbeitsmarkt vorbereiten soll). Besonders auffällig ist dabei jedoch, dass beispielsweise Kinder aus ArbeiterInnenfamilien eine durchschnittlich 13,9 Mal schlechtere Chance haben, das Gymnasium zu besuchen als AkademikerInnenkinder. Selbst bei „gleicher“ Leistung kommen AkademikerInnenkinder 4,5 Mal häufiger auf das Gymnasium[2].

Diese Zahlen zeigen eindrücklich, dass der Zugang zu höherer Bildung vor allem von der Klassenzugehörigkeit abhängt. Daneben zeigen sich weitere massive Diskriminierungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die so durch die Schule hervorgebrachte soziale Selektion setzt sich auf der Uni durch weitere Zugangsbeschränkungen wie Numerus Clausus, Studiengebühren, Einschränkungen für Nicht-Deutsche und die Bachelor/Master-Hürde weiter fort. (Zur sozialen Selektion im Schulsystem vgl. auch unseren Extra-Kasten.)

Der erste Schulstreik in Berlin, der am 13. September 2006 stattfand, war mit bis zu 10.000 TeilnehmerInnen ein für alle Beteiligten völlig überraschender Erfolg. In den folgenden drei Jahren fanden sechs Schulstreiks in Berlin sowie ähnliche Aktionen in Städten wie Dresden oder Potsdam statt. Im Mai/Juni 2008 kam es zum ersten bundesweiten Schulstreik mit rund 30.000 DemonstrantInnen – beim zweiten im November des gleichen Jahres waren es bereits 100.0000. Fortwährend gab es Bemühungen, Studierende in die Aktionen einzubeziehen (der Begriff “Bildungsstreik” entstand schon Mitte 2008), was aber erst im Sommer 2009 massenhaft gelungen ist[3].

Im Juni 2009 gingen in ganz Deutschland mehr als 250.000 SchülerInnen, Studierende und Auszubildende auf die Straße, um gegen die desaströse Situation im Bildungssystem zu protestieren. Die Hauptforderungen richteten sich gegen das Bachelor/Master-System, gegen Studiengebühren und sonstige Gebühren für Bildung, gegen immer weiter wachsenden Leistungsdruck und für eine Ausfinanzierung des Bildungssystems. Vereinzelt wurde auch die Frage der sozialen Selektion im Bildungssystem thematisiert[4].

Diese Proteste wurden trotz ihrer Größe von den Herrschenden weitgehend ignoriert oder ihnen bestenfalls die Legitimität abgesprochen. Die Protestierenden ließen sich dadurch jedoch nicht entmutigen und gingen am 17. November 2009 wieder massiv auf die Straße. Wenn diesen Protesten mit 90.000 Jugendlichen auch wesentlich weniger als im Juni zuvor folgten, so waren sie den Juni-Protesten in ihrer internen Dynamik dennoch überlegen[5].

Im Gegensatz zu vergangenen Protesten, bei denen politische Gruppierungen weitgehende Vorbereitungskampagnen durchführten, gingen den Novemberprotesten spontane Besetzungen von Fakultäten und Hörsälen voraus. Die Welle an Kämpfen begann Mitte Oktober im beschaulichen Wien und breitete sich sodann wie ein Lauffeuer zunächst über Österreich aus, bis schließlich der Funke auch auf Deutschland übersprang. Am Höhepunkt der Bewegung waren hierzulande bis zu 70 Fakultäten und Hörsäle besetzt.

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