FT-CI

Exemplarischer Ausverkauf bei Mahle-Alzenau

18/06/2009

Das Werk Mahle-Alzenau beschäftigt 410 Mitarbeiter, die Kolben für Pkw-Diesel- und Ottomotoren beschichten und bearbeiten. Aufgrund der sich verschärfenden Krise im Automobilsektor und der seit Jahren angeblich negativen Betriebsergebnisse hatte die Geschäftsführung des Mahle Konzerns im März 2009 einen Plan erarbeitet, die Produktion am Standort in Alzenau einzustellen und den Standort zu schließen. In Anbetracht ihrer bevorstehenden Arbeitslosigkeit organisierten die Alzenauer Arbeiter wilde Streiks und teilweise Werkbesetzungen, um sich gegen die Werksschließung zu wehren. Sie mobilisierten in der Region und konnten eine 3000-personenstarke Demonstration organisieren. Auch international solidarisierten sich Arbeiter, wie in dem Mahle-Tochterwerk in Argentinien. Die IG-Metall-Führung rief jedoch zur Ruhe auf und lenkte den stark öffentlichen Arbeiterprotest in die internen Verhandlungsmechanismen um. Sie bildete eine Verhandlungskommission aus Betriebsratsvorsitzenden und IG-Metallchef, die unter dem durch die Arbeiterproteste initiierten Handlungsdruck eine sogenannte „Rettung“ des Werkes kundgaben. Diese sah vor, die Entscheidung über die Werksschließung lediglich um zwei Jahre zu verschieben, während alle Beschäftigten bis dahin Kurzarbeit leisten müssen. Die Arbeiter vertrauten nicht auf diesen Deal und bestreikten das Werk, setzten die Produktion aus, um in einer Betriebsversammlung für eine Besetzung der Fabrik zu stimmen und den Führungen den Kampf anzusagen. Daraufhin holte sich die lokale IG-Metallführung den Vorsitzenden Bayerns zur Hilfe, der den Arbeitern mit Entlassungen aufgrund ihrer „illegalen“ Streiks und einem massiven Polizeieinsatz drohte. Die Angst und Verwirrung unter den Arbeitern nutzte die Gewerkschaftsführung letztendlich aus, um die Betriebsversammlungen zu beenden und in gewohnten untransparenten, korrupten Kreisen das Kurzarbeitsprogramm umzusetzen.

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